VON SCHEFFEL VIKTOR [1826-1886]
Maria
I.
Im Meer mit leisem Glühen Beschließt die Sonne den Lauf, Und mit dem Monde ziehen Die ersten Sterne herauf.
Und einer jener Sterne Funkelt in blasser Ruh, Funkelt aus himmlischer Ferne Befreundet und grüßend mir zu.
Wohl kenn' ich jenes Blinken, Und betend beug' ich das Knie: Das war einer Seligen Winken, Hab Dank, hab Dank, Marie!
II.
Eines hab' ich doch erfahren, Seit mein Schmerz versengend brennt: Daß wir nie so nah uns waren, Als seitdem der Tod uns trennt.
Oft im Schauer stiller Rächte, Wenn das Herz mir schmerzvoll schlägt, Fühl' ich, wie sich deine Rechte Segnend auf das Haupt mir legt.
Oft auch, wenn ich schwer mich quäle, Klingt ein plötzlich‘ Trostgedicht, Und ich fühle deine Seele, Die verklärt mit meiner spricht.
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